Frohes neues Jahr: Frustsätze statt Vorsätze

Zur Reduktion der Fallhöhe guter Vorsätze empfehle ich unbedingt ein paar wohl durchdachte Frustsätze zu formulieren. Dann kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen! In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen chilligen, glücklichen und vor allem gesunden Start ins Jahr 2018!
Eure Anna

Ach ja und ... bloß nicht stressen lassen ...

Warum, fragt sich Frau Mutter, ist sie immer irgendwie im Stress? Egal wie gut sie sich auch organisiert: am Ende bleibt doch immer mindestens eine unerledigte Sache. Und die liegt ihr dann im Magen oder verursacht fiese Hummeln in dem Hintern, der es doch eben erst aufs Sofa geschafft hat. Aber warum ist das so? Soviel Müssen bis man endlich mal was darf... Frau Mutter erinnert sich dunkel, dass sie sich manchmal gewundert hat, warum ihre Eltern eigentlich dauernd so beschäftigt sind. Irgendwas war immer oder musste schnell noch erledigt werden. Das, davon war sie noch als Teenager überzeugt, würde ihr mal nicht passieren. Und heute? Heute hat sich Frau Mutter dabei erwischt, dass sie genervt und erschöpft vom 15. „Nein“, dem 20. „Gleich“ und dem dritten „Mama muss noch schnell...“ in Juniors Gesicht blickte und darauf stand voller kindlichem Unverständnis in Großbuchstaben geschrieben: „WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DA EIGENTLICH, MAMA!“ Für einen kurzen Moment hatte Frau Mutter das Gefühl, sich selbst in die Augen zu blicken - eine Art Déjà-Vu. Gute Frage: Was macht sie da eigentlich? Sinnloser Weise versucht sie sich in Perfektion. Sie will fertig werden. Alles richtig machen. Das Wesentliche erledigt wissen, um dann wirklich nur noch Augen und Ohren für Herrn Sohn haben zu können. Tief drinnen weiß sie wohl, dass dieser Moment nie kommen wird. Ja gar nicht kommen kann. Schließlich ist es doch so, dass das bloße Erreichen eines solchen Momentes, diesen umgehend zunichtemacht. Alternativen dazu bieten lediglich ein Gemälde mit Goldrand, das Standbild vor dem Abspann eines besonders kitschigen Hollywood-Films oder der seltene Schnappschuss bei dem tatsächlich mal alle gemeinsam in dieselbe Richtung blicken. Kurz gesagt: Nichts, was atmet oder sich gar bewegt, hat jemals das mysteriöse Stadium „FERTIG“ erreicht. Trotzdem eifern sogenannte Erwachsene immer weiter dieser Illusion nach. Fertig sind am Ende nur sie selbst – und zwar fix und fertig. Ganz offenbar verlernen wir im Lauf des Lebens einfach zu sein. Wir tauschen das „Sein“ gegen ein „Was wäre wenn“. Und dann traben wir – einem bewegten Standbild gleich – der Karotte vor dem Eselskarren hinterher. Und mit einem Mal hat Frau Mutter begriffen: Niemals dürfen unsere Kinder uns in Ruhe lassen! All ihr trotziges Unverständnis, ihre gewitzten Warums und ihr unermüdliches Nein sind der Stachel in unserem Trott. Kinder sind Teil unseres Lebens, um zu verhindern, dass wir zu schnell fertig werden. Stattdessen erinnern sie uns daran, dass wir weiter wachsen können, obwohl wir dreist behaupten, schon erwachsen zu sein. Und genau deshalb hat Frau Mutter für's neue Jahr auch nur ein paar gute Frustsätze gefasst: Öfter mal einfach sein, statt glänzen wollen, das Leben ungeplant auf sich zukommen lassen und auf gar keinen Fall mehr fertig werden wollen.

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